2020 – Mein Abschied von China

Q_2020Ein Jahr geht zu Ende, welches wohl jeder von uns zu Beginn, sich nicht hätte vorstellen können. Doch war alles schlecht oder ergaben sich gerade durch Corona auch Situationen und Möglichkeiten, die sich sonst nicht ergeben hätten?

Meine liebe Blogger-Kollegin Ulrike aus dem schönen Hamburg hat zu einer Blogparade mit dem Titel ‚Ohne Corona hätte ich das nicht erlebt!‘ aufgerufen und dies soll mein persönlicher Beitrag dazu sein 🙂

In 2020 waren unter anderem meine letzten Monate in China, denn mein Vertrag lief dort zum 30. April aus. Da ich keinen Urlaubstag mehr zu verplanen, dafür aber noch einen firmenbezahlten Heimatflug übrig hatte, entschied ich mich, die sieben freien Tage des chinesischen Neujahrs in Deutschland zu verbringen. Man hörte Anfang Januar in China von einem Virus und als ich am 23. Januar abends im Taxi auf dem Weg zum Flughafen war, bestellte ich noch Atemschutzmasken für meine Kollegen, denn an diesem Tag wurde die Millionenstadt Wuhan abgeriegelt.

Der Flug ging planmäßig und erst in Deutschland verstand ich so richtig, dass ich Glück hatte noch ‚rausgekommen‘ zu sein. Viele Flüge wurden schon gestrichen und die Masken waren inzwischen im Preis explodiert oder bereits ausverkauft.

Aus den sieben Tagen Deutschland wurden dann 28 und da mein Ende in China sich näherte, setzte ich eine Anzeige zur Wohnungssuche ins Netz. Keine zehn Minuten später meldete sich mein jetziger Vermieter und bot mir eine wunderschöne Wohnung an, die ich, da ich ja noch in Deutschland war, noch direkt anschauen konnte. Riesiges Glück gehabt! 🙂

Am 21. Februar ging es wieder zurück nach Shanghai, denn die Lage schien unter Kontrolle. Schon beim Landeanflug sah ich ein China, das anders war. Ich brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren warum: Die Straßen waren leer! Sowas hatte ich noch nie gesehen.

Hongqiao

Die folgenden Wochen erlebte ich ein Suzhou, welches so schön ruhig war, sodass ich ‚meine Stadt‘ ganz anders aufnehmen konnte. Ich spazierte viel am Jinji-See entlang und genoss die Ruhe, was zu ’normalen‘ Zeiten unmöglich ist. Die Restaurants öffneten auch wieder Schritt für Schritt, nur die Bars blieben noch geschlossen.

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Dann kam meine lange geplante Abschlussreise nach Guizhou und Guangxi Anfang April, von der ich euch schon ausfühlich erzählt habe und die mir einen der Top5-Chinaorte gänzlich ohne touristisches Treiben bot: Die berühmte Karstlandschaft in Yangshuo bei Guilin mit dem Li-Fluss, die mit einem Flößer auf der 20CNY-Banknote abgebildet ist. Normalerweise kann man dieses Bild nur mit hunderten von Floßen machen, ich konnte es ohne ein Einziges 😉

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Trotz oder vielleicht genau wegen den vielen Unannehmlichkeiten und Kontrollen denen ich auf dieser Reise ausgesetzt war, wurde diese Reise für mich zu einer unvergesslichen und zwar im positiven Sinne (lest unbedingt meine Berichte dazu, ich denke, es lohnt sich 😉 ).

Zurück in Suzhou öffneten die Live-Musik-Bars wieder, doch einige Bands fanden durch die Lage nicht mehr zusammen, da so maches Bandmitglied in sein Heimatland flüchtete und China die Grenzen für Nicht-Chinesen kurzfrisig dicht gemacht hatte. So waren wir mit unserer Band ‚Ocean of Dreams‘ auf einmal hoch gefragt, sodass wir in meinen letzten Tagen in China noch drei Abschiedskonzerte für mich geben konnten 😛 . Eine Abschiedsparty hatte ich wegen den unklaren Lage nicht geplant, aber waren diese Konzerte nicht viel cooler? 😉

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Viele meiner Kollegen und Freunde kamen zu den Konzerten, um unserem Sound zu lauschen und mit mir ein letztes Mal anzustoßen. Das freute mich sehr!

Da auch der dritte meiner gebuchten Rückflüge gestrichen wurde und ich schlußendlich erst am 2. Mai anstatt am 30. April zurückfliegen konnte, spielte ich selbst an meinem allerletzten Abend in Suzhou nochmals auf der Bühne. Am 30. April, zu einem Zeitpunkt, am dem ich nicht einmal mehr eine Wohnung dort hatte 😛 – Freunde von mir gaben mir ein Bett für diese letzte Nacht in Suzhou.

Das lange Wochenende um den 1. Mai wird in China von den meisten Expats zum Reisen genutzt. Aber von der Regierung wurde von weiten Reisen innerhalb Chinas abgeraten (ins Ausland konnte man sowieso nicht), deshalb begleiteten mich sehr viele meiner Freunde nach Shanghai, um mit mir ein letztes Mal gut chinesisch zu speisen und nochmals ordentlich feiern zu gehen.

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Die meisten davon übernachteten im selben Hotel wie ich und so kam der Abschied beim Frühstück. Danach ging es dann direkt mit dem Taxi zum Flughafen, mit feuchten Augen aber einem Lächeln im Gesicht. 🙂

Ich hätte mir keinen schöneren Abschluß meiner fünf Jahre in China mit meinen Freunden und Kollegen vorstellen können und das hätte ich definitiv ohne Corona nicht so erlebt.

Alles in allem hatte ich viel Glück und tolle Erlebnisse während diesen letzten Monaten in China, für die ich sehr dankbar bin und die mir auch helfen über maches nervige, das diese Pandemie mit sich bringt, hinwegzusehen.

Deshalb: Verliert selbst das Positive nie aus den Augen, passt auf euch und eure Mitmenschen auf und bleibt gesund.

Schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2021 wünscht euch Christoph 🙂

5 Kommentare zu „2020 – Mein Abschied von China“

  1. Hallo Christoph,
    ein schöner, positiver Beitrag. Es ist vor allem spannend, etwas von deinen tiefen Einblicken in den chinesischen Alltag und das Leben dort zu erhaschen. Die Millionenstädte wie ausgestorben, das muss natürlich ein völlig ungewohnter Anblick gewesen sein…

    Liebe Grüße
    Kasia

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    1. Liebe Kasia,
      vielen Dank für deine Nachricht und freut mich, wenn dir mein Beitrag gefällt.
      Wenn du mehr über die verschiedenen Ecken Chinas erfahren willst, dann schau dich gerne auf meiner Seite um. 🙂

      Viele Grüße
      Christoph

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      1. Das mache ich. Seltsam, vor Corona war China für mich irgendwie kein Thema, doch jetzt würde mich Shanghai sehr reizen. Was habe ich irgendwo mal bei jemandem gelesen: Shanghai soll das sein, was New York in den Sechzigern gerne wäre…

        Liebe Grüße
        Kasia

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