Yangshuo und mein letztes Puzzlestück

Q_YSEs war der 12. April morgens gegen 10 Uhr als ich im Zug saß und Martin in WeChat anschrieb. Mein Ziel war Yangshuo in der Provinz Guangxi, einer der wenigen Plätze in China wo sich über westliche Unterkunftssuchseiten (was für ein Wort) eine Menge Hostels für Ausländer finden lassen, denn es gehört neben Shanghai, Peking und Xi’An zu den Top-Orten, die man besucht haben muss, wenn man das Land bereist.

Naja, zumindest vor Corona waren die Seiten voll mit interessanten Angeboten für mich, für April gab es dann nur noch eine Handvoll Hostels und bei denen war ich nicht sicher, ob sie tatsächlich offen hatten oder nur vergessen wurden als geschlossen/’keine Zimmer verfügbar‘ markiert worden zu sein.

Zu einem dieser Hostels fand ich auch eine Mobilfunknummer und damit den WeChat-Kontakt. Durch meine aufregenden acht Tage zuvor in Guizhou, dachte ich, ich setze Martin einfach vor vollendete Tatsachen, damit er mir nicht absagen kann. 😉 Ich schrieb ihm, dass ich im Zug  sitze und in wenigen Stunden bei ihm aufschlagen werde. Daneben erzählte ich ihm, dass ich in China lebe und schon eine Weile in der Nachbarprovinz an reisen bin. Dazu sendete ich ihm alle meine grünen Gesundheits-Codes, die ich bisher gesammelt hatte. Den gelben aus Guiyang behielt ich für mich 😛

Er schrieb, dass er nicht wüsste, ob ich kommen darf, denn bisher war seit Corona kein Gast in seinem Hostel gewesen, aber er kläre das mit der Polizei ab.

Ursprünglich hatte ich den Plan von Guizhou aus in die Provinz Hunan zu fahren um den Berg Hengshan, einer der fünf heiligen Berge des Daoismus, und der letzte den ich noch nicht besucht habe, zu besteigen. Doch die wenigen sinnvollen Zugverbindungen waren zu der Zeit außer Betrieb. Auch der Besuch der Longji Reisterassen nördlich von Guilin schenkte ich mir, da ich die Tage zuvor schon in Xijiang dem Reispflanzen zugeschaut hatte und die Terassen deshalb weder schön grün noch schön golden (vor der Ernte) waren. Es war dafür einfach nicht die optimale Zeit. Die Tage zuvor hatte ich gelernt, dass jeder Ortswechsel gewisse Unsicherheiten aber mit Sicherheit viele Diskussionen mit sich bringen wird und ich wollte meine Urlaubstage ruhig und entspannt ausklingen lassen, deshalb fuhr ich mit dem Schnellzug vorbei an Guilin, direkt nach Yangshuo.

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Dort angekommen hatte ich meine letzte Polizeikontrolle und musste mich in eine Liste für Ausländer eintragen, wo der letzte Eintrag mehr als einen Monat her war. Von dem etwas außerhalb gelegenen Schnellzugbahnhof, nahm ich darauf den Bus ins 30min entfernte Zentrum Yangshuo, welches malerisch inmitten von Karstbergen am Li Fluss liegt.

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Mein Gastgeber schrieb mir in der Zwischenzeit, dass ich bei ihm einen Code scannen müsste und wenn dieser grün sei, dass ich bleiben könnte. Ich war wenig überrascht und keineswegs besorgt, denn das war ja nichts Neues für mich 😉

Martin ist ein lustiger Typ und war überrascht, dass ich zu dieser Zeit am Reisen war. Er erklärte mir, dass fast alle Hotels und Unterkünfte zu haben und dass er nur offen hat, da er mit seiner Familie im Haus wohnt. Ich hoffte ja insgeheim andere Rucksackreisende im Hostel zu treffen, aber ich war der Einzige. Dafür konnte mir ein Zimmer aussuchen 😛

Ich hatte für die letzten Tage dort genügend Zeit, mir die Umgebung anzuschauen, auch mal auszuschlafen und auf der tollen Dachterasse ein Buch zu lesen.

Von dort konnte man übrigens wunderbare Sonnenaufgänge beobachten.

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Die Landschaft ist so schön, dass sie sogar auf der 20CNY Geldnote verewigt wurde. Auf dem Geldschein sind die Karstberge, der Li Fluss und darauf ein einziger Flößer zu sehen. Mittlerweile ist diese berühmte Stelle des Flusses dermaßen überlaufen, dass man vor Floßen den Fluss kaum mehr sieht; naja fast. Aber nicht so zu Corona-Zeiten: Ich konnte tatsächlich ein Bild ganz ohne Floß machen 😛

An einem anderen Tag fuhr ich mit dem Rad zum Moon Hill einem Berg mit einem kreisrunden Loch. Oben am diesem Loch traf ich auf eine alte Frau, die Getränke verkaufte und diese auf englisch feilbot. Ihr Englisch war viel besser verständlich als ihr Chinesisch, was so unerwartet und lustig war, dass ich unbedingt ein Bild mit ihr machen musste 😛

Martin erzählte mir, dass man nicht nur bis zum Loch gehen kann, sondern über einen kleinen Pfad auch ganz hoch auf die Spitze. Nach ein wenig suchen fand ich den Weg und wurde mit einem 360° Panorama belohnt.

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Westlich des Stadtzentrums schlängelt sich der kleine Yulong Fluss entlang, der dann in den deutlich größeren Li mündet. Am Yulong lässt sich wunderschön Radfahren und das klare Wasser lädt zum Baden ein, was ich mir natürlich nicht entgehen ließ.

Und die auf dem Weg liegende Schmetterlingshöhle nahm ich auch noch mit 🙂

Direkt in Yangshuo ist die Weststrasse ein Ort, wo sich die Touristen wegen der vielen Bars und Restaurants tümmeln. Doch die meisten Lokalitäten waren geschlossen und fast die komplette Straße wurde renoviert. Sah so aus, als ob es eine Order von oben gab, die Coronazeit dafür zu nutzen ;-). Nichtsdestotrotz kam ich jeden Tag dort in die Gegend, um lecker zu Essen und den Tag ausklingen zu lassen.

Dann hieß es Abschied zu nehmen. Abschied von Yangshuo, Abschied von vielen tollen Reisen in China, doch ich hatte es tatsächlich geschafft und mit Guangxi alle 34 administrativen Zonen Chinas bereist. 🙂 Wieviele davon hast du gesehen? 😛

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Mein Hostel in Yangshuo mit toller Dachterasse für den Sonnenaufgang:

En Attendant Godot Hostel, 12 Guanlian Road, Besitzer: Martin 18076788033

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